Werkzeuge bei Angst und zur Emotionsregulation: Ein ganzheitlicher Ansatz
- Integramed
- 4. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Angst ist mehr als nur vorübergehende Nervosität. Für viele Menschen ist sie ein ständiger Begleiter – lähmend, körperlich spürbar und oft schwer zu kontrollieren. Sie beeinflusst den Schlaf, die Konzentration, Beziehungen und das allgemeine Wohlbefinden.
Die gute Nachricht: Man ist der Angst nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt bewährte Werkzeuge aus der Psychotherapie, der Körperarbeit und der Nährstoffmedizin, die helfen, das Nervensystem zu beruhigen und emotionale Stabilität zurückzugewinnen.
Hier stelle ich dir eine Auswahl an Tools vor, die du im Alltag nutzen kannst – wissenschaftlich fundiert und praktisch umsetzbar.
1. Atemtechniken: Den Körper beruhigen, um den Geist zu regulieren
Bei Angst ist der Atem oft flach und schnell. Bewusstes Atmen kann dem Gehirn signalisieren, dass keine akute Gefahr besteht – und so das Stresssystem herunterregulieren.
Übung: 4-7-8 Atmung
4 Sekunden einatmen
7 Sekunden den Atem halten
8 Sekunden langsam ausatmen
4 Wiederholungen
Diese Technik aktiviert den Parasympathikus und kann helfen, Anspannung und Grübeln zu reduzieren.
2. Mikronährstoffe und Adaptogene
In der integrativen Psychiatrie weiß man: Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen kann Angstzustände verstärken oder auslösen.
Wichtige Nährstoffe für die Emotionsregulation:
Magnesium (z. B. Glycinat): Wirkt entspannend auf Muskeln und Nerven
Vitamin B6: Unterstützt die Bildung beruhigender Neurotransmitter
Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): Entzündungshemmend, stimmungsstabilisierend
L-Theanin: Fördert ruhige Wachheit und Alpha-Gehirnwellen
Ashwagandha: Adaptogen, das Stressresistenz stärken kann
Diese Ergänzungen solltest du idealerweise in Absprache mit einer Fachperson einsetzen – besonders bei chronischer oder therapieresistenter Angst.
3. Achtsamkeit & Körperwahrnehmung (Somatik)
Viele Menschen mit Angst tun sich schwer mit klassischer Meditation. Körperorientierte Achtsamkeit bietet hier eine gute Alternative.
Somatische Übungen:
Body Scan: Den Körper durchwandern und Spannungen bewusst wahrnehmen
Orientierungsübungen: 5 Dinge sehen, hören und fühlen
Spannung und Entspannung: Fäuste für 5 Sekunden anspannen, dann loslassen
Solche Techniken bringen dich aus dem Kopf zurück in den Körper – und unterbrechen den Angstkreislauf.
4. Kognitive Werkzeuge: Gedanken entmachten
Angstgedanken wirken oft wie Tatsachen. In der ACT-Therapie (Acceptance and Commitment Therapy) nutzt man sogenannte kognitive Defusion, um Abstand zu ihnen zu gewinnen.
Übung:
Schreibe deinen Gedanken auf: „Ich schaffe das nicht.“
Ergänze: „Ich habe gerade den Gedanken, dass ich das nicht schaffe.“
Spüre die Veränderung – der Gedanke verliert an Macht.
5. Rhythmus und Struktur im Alltag
Das Nervensystem liebt Vorhersehbarkeit. Chaos und Unregelmäßigkeit können Ängste verstärken.
Stabilität fördern durch:
Feste Schlafenszeiten
Strukturierte Morgen- und Abendroutinen
Regelmäßige Mahlzeiten mit eiweißreicher Ernährung
Rhythmische Bewegung (Spazieren, Schwimmen, Tanzen)
Struktur gibt Sicherheit – innerlich wie äußerlich.
6. Therapeutische Beziehung & gesunde Grenzen
Oft spiegeln sich in Ängsten alte Bindungstraumata oder unverarbeitete Beziehungserfahrungen.
Was hilft:
Therapie, in der du deine Ängste verstehst und neue Muster lernst
Arbeit an sicheren Grenzen und Selbstfürsorge
Gruppentherapie oder Coaching für mehr Selbstwirksamkeit in sozialen Situationen
Die therapeutische Beziehung bietet einen geschützten Raum, um emotionale Regulation zu üben.
7. Nervensystem beruhigen durch Sinnesreize
Beruhigung muss nicht immer kognitiv sein – der Körper lässt sich auch über die Sinne regulieren.
Beispiele:
Gewichtete Decken
Warme Bäder mit Magnesium (z. B. Epsomsalz)
Beruhigende Düfte wie Lavendel oder Sandelholz
Akupressurmatten oder Igelbälle für die Hände oder Füße
Diese Reize fördern die Aktivierung des Vagusnervs – dem Hauptnerv für Entspannung und Erholung.
Fazit
Angstregulation ist ein täglicher Übungsweg – keine schnelle Lösung, sondern ein Zusammenspiel aus Körperarbeit, mentalen Strategien, Ernährung, Rhythmus und Beziehung.
Ob du in Therapie bist, Medikamente einnimmst oder nach natürlichen Ansätzen suchst: Mit den richtigen Tools kannst du dein Nervensystem nachhaltig stärken – und dich wieder sicherer, freier und verbundener fühlen.